VICTOR KÉGLI

Ein Yano im Busch

Ein Yano im Busch
Symposium de Sculpture/Luxembourg´95, Esch sur Alzette, Luxemburg
Installation
Holzzaun, Laubhütte, Rauchmaschine, fiktive Indianer
1995
Je ausgestorbener desto besser. Victor Kéglis “Ein Yano im Busch”

Europa hat die Buschleute zum Fressen gern. Victor Kéglis These zum Luxemburgischen „Fest aller Kulturen“ fällt so lapidar wie pessimistisch aus. Wer durch die eng gesteckten Latten um das im Wald gelegene Gehege späht, um nach den extra zur Kulturshow eingeflogenen Yanomami-Indianern Ausschau zu halten, sieht nur eine Rauchsäule aus dem Schlot einer runden Strohhütte, dem Yano, aufsteigen. Eine Tafel, mit einer Karte des „Verbreitungsgebiets“ und pseudoinformativem Kurztext der Beschilderung eines Zoos nachempfunden, klärt darüber auf, dass es von der vorliegenden Minderheit nur noch wenige „Exemplare“ gebe. Schnell muss man feststellen, dass die Herbeigeschafften leider just in diesem Moment, dem Blick entzogen, offenbar um ihr Herdfeuer versammelt sind. Der Künstler lächelt beziehungsreich. „Der Laubfrosch sitzt gerade hinterm Blatt“, sagt er denen, die so erwartungsvoll wie vergeblich durch die Zaunlatten linsen. Und weiter: „Die Leute denken, es gehe um die Indianer. Die Yanomami an sich sind aber nicht mein Thema. Sie sind nur das Bild für das, was ich sagen will. Bei diesem Fest aller Kulturen feiert in Wahrheit Europa sich selbst. Das will ich zeigen, mein Thema ist die europäische Kultur.“ Dass diese die Tendenz hat, „exotische“ Kulturen gleichsam aufzusaugen, teils durch Aneignung einzelner Aspekte, zum anderen durch die große Anziehungskraft, die die westliche Kultur gleichzeitig ihrerseits auf andere Völker ausübt, das thematisiert Kégli in dieser an die „Völkerschauen“ um die letzte Jahrhundertwende erinnernden Arbeit.

Ein Yano im Busch
Ein Yano im Busch
Ein Yano im Busch
Einblickmöglichkeit, Besucher am Zaun, Informationstext
Ein Yano im Busch
fiktives Interview mit den Yanomamiindianern